Unter Muster versteht man in der Systemischen Therapie sich wiederholende Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die auf eine ganz typische Art die Kommunikation und den Umgang mit sich selbst und im sozialen Miteinander prägen.

Dabei gibt es Muster, die gut funktionieren: Sie nähren unsere Beziehungen zu uns selbst und zu unserem Umfeld. Das heißt wir fühlen uns wohl in unserer Haut und mit den Anderen. Wir können das Leben und die gemeinsame Zeit genießen und sind zumindest zufrieden mit dem, was wir bekommen.

Es gibt aber auch sogenannte dysfunktionale Muster, die zu Konflikten, Unwohlsein und psychischen Leiden führen.

Muster sind in der Regel unbewusst und tief in uns verwurzelt. Sie wurden in der Lebensgeschichte jedes Einzelnen durch die Wechselwirkungen in der Interaktion mit unserem sozialen Umfeld entwickelt und stellen eine enorme Anpassungsleistung unserer Psyche dar.

Wie machen sich Muster bemerkbar?

Muster zeigen sich innerhalb einer einzelnen Person durch

  • innere Überzeugungen,
  • festgefahrene Gedankenprozesse
  • und starken emotionalen Reaktionen.

Sie können innerhalb von Paar- und Familienbeziehungen bestehen in Form von bestimmten:

  • Kommunikationsstilen,
  • Beziehungsdynamiken,
  • Bindungsverhalten
  • und einer sich wiederholenden Konfliktgestaltung.

Manchmal bestehen Muster auch über Generationen hinweg und führen dann nicht selten zu:

  • weiteren Konflikten
  • bis hin zu Kontaktabbrüchen oder
  • behandlungsbedürftigen psychiatrischen Symptomen.

So können Muster verändert werden:

  • Zu erkennen, dass sich eine Situation, ein Gefühl oder ein Gedanke wiederholt, ist der Schlüssel zur Veränderung.
  • Versuchen Sie nach zu vollziehen: was ist davor passiert? Worin besteht die Ähnlichkeit in den jeweils vorangegangen Situationen, die zur bemerkten Wiederholung führt?
  • Welche Gedanken und Gefühle hat die Situation in mir ausgelöst?
  • Es geht um Situationen, die Sie beschreiben würden mit „Immer wenn… passiert/ ich … tue/ X zu mir … sagt, dann reagiere ich… / passiert… / packt mich die Wut…“
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist: „An was erinnert mich das?“ Kennen Sie vielleicht ähnliche Situationen, Gedanken oder Gefühle aus Ihrer Kindheit? Oder handelt es sich vielleicht um typische Sätze oder Verhaltensweisen, die Sie von Ihren Großeltern kennen?
  • Halten Sie Ihre Beobachtungen in einem Tagebuch fest, um durch Reflexion und Erkundung dieser Muster Ansatzpunkte für eine Veränderung zu entdecken.
  • Durch ein achtsames und bewussteres Wahrnehmen von diesen Mustern können Sie nach und nach mehr Abstand zu den zuvor automatisierten Gefühlen und Gedanken gewinnen. Sie haben die Chance, andere, wirksamere Entscheidungen für Ihr Wohlbefinden zu treffen.

Tipps zur Musterveränderung:

  • Haben Sie Geduld mit sich selbst und auch mit den anderen Beteiligten.
  • Sie können andere nicht verändern, aber Sie können für sich selbst bestimmen, was Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten verändern können und wollen.
  • Nehmen Sie sich selbst ernst und vertrauen Sie Ihren Lösungsideen.
  • Probieren Sie mutig etwas Neues aus und gestehen Sie sich selbst und anderen zu, sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln zu dürfen.
  • Auch wenn Sie bei Ihren Beobachtungen zurückliegende seelische Verletzungen entdecken: Sie können die Vergangenheit nicht ändern. Aber Sie können heute im Hier und Jetzt Einfluss auf Ihr weiteres Leben nehmen.

Sie haben bereits einiges versucht, aber haben das Gefühl, im Prozess festzustecken? Sie möchten weiter vorankommen und wünschen sich eine erfahrene Begleitung auf Ihrem Weg?

Im Rahmen einer systemischen Einzeltherapie, Paartherapie oder Familientherapie kann an dysfunktionalen Mustern gearbeitet werden.

Nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

Ein Beispiel aus der Systemischen Einzeltherapie:

Manchmal sind Muster auch versteckt und nicht so leicht zu erkennen, wie in dem Fall von Fr. X. Immer wieder ging sie in Ihrem Job an Ihre Leistungsgrenze, ohne je dafür von ihrem Arbeitgeber oder den KollegInnen gewürdigt zu werden. Gespräche mit ihren Vorgesetzten, in denen sie deutlich ihre Überlastung anzeigte, blieben ergebnislos. Dies sei schon an einer vorherigen Arbeitsstelle so gewesen. Dort habe Sie einen Burnout entwickelt und sei mehrere Monate nicht arbeitsfähig gewesen. Nun fand Sie sich in der neuen Arbeitsstelle nach geraumer Zeit in der gleichen Situation wieder. Sie fühlte sich erschöpft, konnte sich nicht mehr regenieren. Sie schlief schlecht, litt unter starken Kopfschmerzen und hatte Angst, den Anforderungen des Arbeitgebers nicht gerecht werden zu können. Sie führte Ihre Hobbies nicht mehr aus und schleppte sich krank in die Arbeit, um ihre KollegInnen nicht zu verärgern.

Durch die Psychotherapie entdeckte sie, dass das Bedürfnis, anderen durch ihre Leistung zu gefallen und Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erhalten, schon lange bekannt war. Schon als kleines Kind habe sie versucht, die Liebe ihres Vaters über Leistung zu gewinnen. Bis heute erfolglos, was einen tiefen Schmerz in ihr auslöst: völlig machtlos zu sein und sich von einer wichtigen Bezugsperson ungeliebt zu fühlen, egal wie sehr sie sich anstrengt.

Diese schmerzhafte Erkenntnis brauchte eine empathische Begleitung, die die Ressourcen der Klientin aktivierte. Statt weiter verzweifelt nach der Liebe des Vaters suchen und sich ihren Lebensumständen ohnmächtig ausgeliefert zu fühlen, führte ihr Genesungsweg über Selbst-Mitgefühl und Selbstfürsorge zur Selbstermächtigung und Selbstliebe.

Auf diese Weise wurden der Klientin auch die Wiederholungen ihres Musters am Arbeitsplatz bewusst. Es gelang ihr im Rahmen der Therapie, sich Stück für Stück besser von den Erwartungen der Vorgesetzten und KollegInnen abzugrenzen, gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten für sich einzufordern und sich von den Gedanken der Abhängigkeit von dieser Arbeitsstelle lösen. Sie nahm ihre Hobbies wieder auf und konnte sich allmählich von den unrealistischen Forderungen des Vaters distanzieren.

Inzwischen ist sie offen für neue berufliche Perspektiven, in denen sie ihr Potential besser entfalten kann, ihre Grenzen geachtet werden und ihre Kompetenz wertgeschätzt wird.